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Knochenfunde, Mauerreste und Handschrift auf Dachschiefer – Ergebnisse der Ausgrabungen vorgestellt
Im Rahmen von Kanalerneuerungen rund um die Stadtkirche Darmstadt haben archäologische Begleituntersuchungen zahlreiche Spuren der Stadtgeschichte zutage gefördert. Stadtrat Michael Kolmer stellte am Freitag (4. Juli) im Rahmen eines Pressetermins die Ergebnisse vor: Gefunden wurden unter anderem Bestattungsreste des ältesten Darmstädter Friedhofs, Fragmente historischer Bebauung und eine Handschrift aus dem Jahr 1704.
Die Arbeiten wurden von Mai 2023 bis Mai 2024 durch die e-netz Südhessen AG durchgeführt und archäologisch begleitet. Hintergrund war die bekannte Lage des ehemals ummauerten Kirchhofs, der bis zum späten 16. Jahrhundert, teils bis ins 18. Jahrhundert, als Friedhof genutzt wurde. Die archäologische Dokumentation übernahm die Firma SPAU GmbH im Auftrag der e-netz Südhessen, in Abstimmung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde und hessenARCHÄOLOGIE im Landesamt für Denkmalpflege.
Knochenfunde und Spuren historischer Bestattungen
Im Zuge der Arbeiten wurden mehrere Gräber dokumentiert – darunter Bestattungen in aufwändig gearbeiteten Särgen mit erhaltenen Holzspuren und Griffverzierungen. Gefunden wurden sowohl vollständig erhaltene Skelette als auch Knochenfragmente, wie sie für innerstädtische Friedhöfe typisch sind. Der Platzmangel führte damals oft zur Öffnung älterer Gräber. Die Knochen wurden teils wieder verfüllt oder in sogenannte Beinhäuser überführt.
Eine größere Knochenschicht südwestlich der Kirche könnte als Überrest eines Beinhauses interpretiert werden. Zu den dokumentierten Bestatteten gehörten Männer, Frauen und Kinder.
Mauerreste und Hinweise auf ältere Bebauung
Darüber hinaus wurden mehrere Mauerabschnitte entdeckt, die teils zur alten Kirchhofsmauer, teils zu älterer, nicht mehr eindeutig zuweisbarer Bebauung gehören. Reste der früheren Feuerwache, die 1944 zerstört wurde, wurden ebenfalls dokumentiert. Einzelne Keramikfunde lassen sich bis ins 12. Jahrhundert datieren und reichen damit an die Anfänge der Stadt zurück.
Ein besonderes Fundstück sind zwei Schieferplatten mit eingeritzten Inschriften aus dem Jahr 1704. Die Handschriften konnten in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv einem Handwerker zugeordnet werden, der zur Zeit einer Sanierung an der Stadtkirche tätig war.
Bedeutung für Stadtgeschichte und Stadtentwicklung
Stadtrat Michael Kolmer betont die Relevanz der Ausgrabungen: „Die Untersuchung zeigt, wie viele historische Spuren der Geschichte noch im Darmstädter Boden erhalten sind. Diese Spuren gilt es zu dokumentieren, um die Quellen der Stadtgeschichte zu sichern und zugleich die Entwicklung Darmstadts weiter verantwortungsvoll zu gestalten.“
Die Stadt wird auch in Zukunft gemeinsam mit hessenARCHÄOLOGIE und den jeweiligen Bauherren daran arbeiten, archäologische Erkenntnisse bestmöglich mit städtebaulichen Maßnahmen zu verbinden.
(DARMSTADT – RED/PSD/stip)