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Interview mit Turnierdirektor Roland Ohnacker über das ITF-Turnier „Tennis International Darmstadt“
Das Tennis International Darmstadt ist seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil im ITF-Kalender – in diesem Jahr zum 49. Mal. Roland Ohnacker, einer der prägenden Köpfe hinter dem Turnier, spricht im Interview über die Besonderheiten des Turniers, sportliche Perspektiven, Herausforderungen in der Organisation und seine Wünsche für das Jubiläumsturnier 2026.
Herr Ohnacker, das „Tennis International Darmstadt“ hat eine lange Tradition. Was macht das Turnier aus Ihrer Sicht so besonders – für Spielerinnen, Zuschauer und den veranstaltenden Verein TC Bessungen?
Zum einen sind wir seit nunmehr 49 Jahren eine feste Adresse im internationalen Turnierkalender, mit einer beeindruckenden Tradition und großen Namen, die hier schon gespielt haben. Aber was uns wirklich auszeichnet, ist die besondere Atmosphäre: Die Spielerinnen werden bei uns familiär empfangen, und das Turnier wird komplett ehrenamtlich vom Verein getragen. In dieser einen Woche steht der gesamte Club hinter dem Event – wir arbeiten gemeinsam, aber wir feiern auch gemeinsam. Das macht den Charakter dieses Turniers aus.
Gibt es eine Anekdote in der Turniergeschichte, die Sie unseren Leserinnen und Lesern nicht vorenthalten möchten?
Oh ja! Ich erinnere mich gut an Isabella Schinikowa – eine ehrgeizige Spielerin, die es nicht gerne akzeptiert hat, wenn sie verlor. In einem Doppelmatch hatte sie mal einen Rahmentreffer, der direkt in ein Aperolglas eines Zuschauers flog. Das Glas ging zu Bruch, die Szene war kurios – und sie selbst hat so herzlich darüber gelacht wie selten zuvor (was eigentlich gar nicht so ihr Fall war, sie war eher der weibliche John McEnroe auf dem Platz, Anm. d. Red.). Das Ganze wurde sogar gefilmt und ging anschließend auf YouTube viral. Ein wirklich einzigartiger Moment, das schafft keiner in einer Million Versuchen (lacht).
Mit der Kategorie W35 gehört das Turnier zur mittleren Ebene der ITF-Tour. Welche Rolle spielt ein Turnier dieser Größenordnung in der Entwicklung junger Spielerinnen – und wie beurteilen Sie die sportliche Qualität in diesem Jahr?
Ein W35-Turnier ist ein klassisches Sprungbrett – bei uns spielen Athletinnen, die sich im Ranking zwischen Platz 150 und 450 bewegen. In der Qualifikation geht es teilweise sogar noch weiter runter bis Platz 800. Das bedeutet: Wer in die Weltrangliste einsteigen oder aufsteigen will, kommt an dieser Kategorie nicht vorbei. Selbst ein Jannik Sinner oder ein Carlos Alcaraz haben auf dieser Ebene begonnen. Manche schaffen den Sprung sehr schnell – andere brauchen mehr Zeit. Aber durch diese Turniere müssen alle einmal durch. Auch in diesem Jahr haben wir ordentlich Qualität auf den Plätzen.
Einige spätere Top-Spielerinnen wie Steffi Graf, Anke Huber, Andrea Petkovic oder zuletzt Laura Siegemund haben hier schon aufgeschlagen. Gilt heute mehr denn je: Wer hier spielt, hat Potenzial für mehr?
Das hoffen wir natürlich jedes Jahr. Im letzten Jahr hat beispielsweise Victoria Mboko gewonnen – sie ist heute bereits unter den Top 100 der Welt, hat in Paris und Wimbledon gespielt und sich in einem Jahr um über 300 Plätze verbessert. Das zeigt, wie viel Qualität hier auf dem Platz steht. Oft wissen wir selbst nicht, ob wir gerade ein kommendes „Big Girl“ erleben – aber manchmal ist es tatsächlich so.

Welche Herausforderungen bringt die Organisation eines einwöchigen Profiturniers mit sich – vor allem auf ehrenamtlicher oder semiprofessioneller Basis?
Die größte Herausforderung ist, über die Jahre hinweg Konstanz reinzubringen – vor allem bei den Sponsorengeldern. Es geht darum, bestehende Partner zu halten und neue zu gewinnen, wenn jemand abspringt. Und natürlich brauchen wir jedes Jahr engagierte Helferinnen und Helfer. Davon haben wir nie zu viele – das bleibt ein Dauerthema.
Wie haben sich Turnier und Umfeld in den letzten Jahren verändert – etwa mit Blick auf das Zuschauerinteresse oder die Unterstützung durch Sponsoren?
Die Zuschauerzahlen sind relativ konstant – wobei das Wetter immer ein entscheidender Faktor ist. Zu heiß ist nicht gut, Regenwetter auch nicht. Dieses Jahr macht zumindest in den ersten Tagen Hoffnung dahingehend. Was die Sponsoren angeht: Wir haben viele langjährige Partner, was ein großes Glück ist. Aber natürlich müssen wir jedes Jahr wieder Überzeugungsarbeit leisten. Wenn jemand abspringt, versuchen wir, die Lücke schnell und adäquat zu füllen. Der Druck bleibt.
2026 feiert das Turnier sein 50-jähriges Jubiläum. Was sind Ihre Wünsche für dieses besondere Ereignis?
Ein unerfüllter Wunsch wäre sicher, Steffi Graf hier zu haben – sie war mit 14 schon einmal auf unserer Anlage, aber ob sie aus Las Vegas extra anreist, ist fraglich. Realistischer ist es, gemeinsam mit unseren Sponsoren ein Sonderbudget aufzustellen, mit dem wir ein besonderes Event realisieren können. Vielleicht laden wir ehemalige Siegerinnen ein oder organisieren eine Showeinlage – etwas, das unserem Jubiläum gerecht wird. Das wäre mein größter Wunsch.