IHK Darmstadt: Firmen sehen keine Entlastung – Investitionen in den USA stagnieren
Darmstadt/Südhessen. Die vorläufige Einigung im Zollstreit zwischen der EU und den USA bringt für exportorientierte Unternehmen in Südhessen kaum Erleichterung – im Gegenteil: Viele Betriebe sehen sich durch neue Belastungen sogar weiter unter Druck. Das zeigt eine Blitzumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), an der sich knapp 100 Unternehmen aus dem Bezirk der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar beteiligt haben.
Trotz der Absicht der EU und USA, Handelskonflikte abzumildern, rechnen nur fünf Prozent der befragten südhessischen Firmen mit positiven Effekten. Besonders kritisch fällt die Bewertung unter Unternehmen mit direktem US-Geschäft aus: Rund 74 Prozent von ihnen erwarten zusätzliche Belastungen – etwa durch geplante Zollanhebungen auf 15 Prozent.
Axel Scheer, Außenhandelsexperte der IHK Darmstadt, warnt: „Die Zusatzzölle beeinträchtigen das US-Geschäft jetzt schon erheblich. Niemand weiß, was morgen passiert. Unsere Mitgliedsunternehmen erleben eine wachsende Unsicherheit.“
USA wichtigster Exportmarkt für Südhessen
Die Vereinigten Staaten sind der bedeutendste Absatzmarkt für Unternehmen in Südhessen. Mit einem Exportvolumen von 9,3 Milliarden Euro im Jahr 2024 machen sie rund 11,7 Prozent aller hessischen Ausfuhren aus – darunter insbesondere chemische und pharmazeutische Produkte sowie Maschinen. Diese Exporte geraten nun vermehrt unter Druck.
Bereits jetzt klagen 40 Prozent der befragten Unternehmen über einen Rückgang im US-Geschäft. Die Weitergabe der Zölle an Kundinnen und Kunden erfolgt unterschiedlich: Über die Hälfte der Firmen erhöht ihre Preise, ein Viertel übernimmt die Mehrkosten selbst, weitere 25 Prozent teilen sich die Zusatzkosten mit Geschäftspartnern.
Investitionen werden verschoben oder gestrichen
Neben Umsatzeinbußen beobachten die Kammern auch eine Zurückhaltung bei Investitionen: 26 Prozent der Unternehmen reduzieren ihre US-Investitionen oder legen Projekte auf Eis. 54 Prozent denken über eine Abkehr vom US-Markt nach – unter anderem zugunsten des EU-Binnenmarktes (41 Prozent) oder anderer internationaler Märkte.
Hintergrund ist die zunehmende handelspolitische Unberechenbarkeit – etwa durch Ankündigungen des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump, künftig Pharmaprodukte mit bis zu 250 Prozent Zoll zu belegen. „Solche Aussagen verunsichern die Unternehmen massiv“, erklärt Scheer. „Planungssicherheit sieht anders aus.“
DIHK: Wirtschaft braucht Stabilität im transatlantischen Verhältnis
Die DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov betont: „Der US-Markt bleibt wichtig, aber Symbolpolitik auf dem Rücken der Unternehmen gefährdet das wirtschaftliche Vertrauen.“ Sie fordert eine stabilere Ausrichtung der transatlantischen Beziehungen – mit klaren Regeln und langfristiger Berechenbarkeit.
Weitere Informationen zur Umfrage und zum Außenhandel finden sich unter:
www.darmstadt.ihk.de
(DARMSTADT – RED/IHK)