Mitte August unternahm Darmstadts Oberbürgermeister, Hanno Benz, einen besonderen Rundgang durch die Heimstättensiedlung, um den Kontakt zu den dort ansässigen kleinen Geschäften zu pflegen und sich ein Bild von deren aktuellen Herausforderungen zu machen. Im Fokus standen dabei drei alteingesessene Betriebe: das Schreibwarengeschäft „DingsDa“, „Marthas Metzgerei“ und die „Heimstätten-Apotheke“. Diese Läden sind nicht nur für ihre Produkte und Dienstleistungen bekannt, sondern auch als wichtige Anlaufstellen für die Bewohner der Siedlung und alle drei haben ihre eigenen Themen.
Ein Herz für den lokalen Handel: Der Besuch bei „DingsDa Schreibwaren“
Den Auftakt seines Rundgangs machte Oberbürgermeister Benz im Schreibwarengeschäft „DingsDa“. Der Laden, der fest zur Heimstättensiedlung gehört, wird von Silvia Jeske-Wedel geführt, die sich mit Leidenschaft um die Bedürfnisse ihrer Kunden kümmert. In dem Gespräch weiß die Inhaberin von diversen Problemen zu berichten: „Die Kundschaft schätzt unsere persönliche Beratung, aber die Konkurrenz durch Online-Handel und die steigenden Löhne sind eine echte Herausforderung“. Eine Sache jedoch ist für Sie existenziell. „Wenn die Postbank hier wie angekündigt raus geht, muss ich den Laden schließen“, berichtete sie dem Oberbürgermeister und fügt hinzu: „Die Postbankkunden erledigen hier nicht nur Bankgeschäfte, sie kaufen auch andere Produkte bei uns ein. Dazu hat HEAG mobilo den Fahrkartenautomat vor meiner Tür abgebaut. Durch all diese Faktoren kommt immer weniger Frequenz auf“ so Jeske-Wedel. Benz hörte aufmerksam zu und versprach, sich für ihre Anliegen einzusetzen: „Der Sache mit der Postbank gehe ich nach. Da muss man schauen, was machbar ist. Generell ist die Vielfalt des Einzelhandels ein wesentlicher Bestandteil unserer Stadt und Stadtteile. Wir müssen gemeinsam Wege finden, diese zu erhalten und zu fördern“, erklärte er.

Tradition und Qualität: Ein Halt bei „Martas Metzgerei“
Der zweite Stopp führte Hanno Benz in „Marthas Metzgerei“, wo er von Inhaberin Marta Balek herzlich und herzhaft empfangen wurde. Die Metzgerei, ist für ihre hochwertigen Fleisch- und Wurstwaren weit über die Siedlung hinaus bekannt. Im Gespräch mit dem Oberbürgermeister äußerte die Chefin ihre Sorgen über die steigenden Energie- und Rohstoffpreise, die es immer schwieriger machen, die hohen Qualitätsstandards zu halten und gleichzeitig erschwingliche Preise zu bieten. Ob der neue E-Center in unmittelbarer Nähe ein Problem für Sie sei, fragt Benz. „Nein, das spüren wir nicht so sehr. Wir haben unsere Stammkunden, die Siedler unterstützen uns. Das kann auch Kundin Karena Wagner bestätigen: „Wir wohnen in Bessungen, wo wir ja leider vom Metzgereisterben betroffen sind. Oder zum Glück, ganz wie man es sieht. Denn quasi aus der Not heraus geboren haben wir Martas Metzgerei ausprobiert und waren vom ersten Einkauf an begeistert: Von der Freundlichkeit, Schnelligkeit und Kompetenz des Personals, von der Qualität der Fleisch- und Wurstwaren sowie vom breiten Angebot“. Ein anderes Thema ist die deutsche Bürokratie für sie gewesen: „mein polnischer Abschluss wurde hier nicht anerkannt. So musste ich wegen der Ladeneröffnung im laufenden Betrieb eine Umschulung machen“ so Balek und fügt hinzu: „ich darf auch ausbilden, würde das auch sehr gerne machen, nur meldet sich niemand. Es hat den Anschein, als wolle keiner mehr das Metzgerhandwerk lernen“. Und auch sie führt als weiteres Problem das Aussterben der kleinen Läden auf. „Filialisten ersetzen das lokale Handwerk immer mehr. Das kommt nicht überall gut an. Die Kundenfrequenz geht zurück“. Hanno Benz versprach auch Marta Balek seine Unterstützung: „Es ist super aus erster Quelle zu erfahren, wo bei den Händlern der Schuh drückt. Ich könnte mir vorstellen, dass ein Bürgerbüro hier helfen könnte, wieder etwas mehr Frequenz zu schaffen“ so das Stadtoberhaupt.
Gesundheit vor Ort: Die „Heimstätten-Apotheke“ als letzte Station
Den Abschluss seines Besuchs machte Hanno Benz in der „Heimstätten-Apotheke“, die eine zentrale Rolle in der medizinischen Versorgung der Siedlung spielt. Inhaberin Anja Schüler schilderte, dass die Nachfrage nach pharmazeutischen Produkten, Beratung und Gesundheitsdienstleistungen auf einem gleichbleibenden Niveau sind. „Wir können uns eigentlich nicht beschweren. Dafür strengen wir uns auch an versuchen den bestmöglichsten Service, z.B. in der Beschaffung und Bereitstellung von Medikamenten. Dabei hilft auch unser Lieferservice durch Boten von 17 – 19 Uhr“ so Schüler. Echte Probleme habe sie eigentlich nicht. Die Konkurrenz durch den Onlinehandel sei groß, das mache aber die Treue der Kunden vor Ort einigermaßen wett. Dann fällt ihr doch noch ein: „Mehr Fahrradständer sowie mehr Parkplätze würden uns wirklich helfen“ so die Inhaberin. Dem entgegnete Hanno Benz, dass mehr Fahrradständer sicher machbar wären, jedoch auf Kosten eines PKW-Parkplatzes. Das wieder um will die Apotheke auf keinen Fall: „Wir sind jetzt schon so knapp mit Parkraum. Da darf kein einziger Parkplatz wegfallen“ so Schüler. Man werde von städtischer Seite schauen, was möglich ist, fand OB Benz einen Konsens für den Moment.

Ein Rundgang mit wertvollen Einsichten
Der Besuch von Oberbürgermeister Hanno Benz in der Heimstättensiedlung war geprägt von lebhaften Gesprächen und einem offenen Ohr für die Sorgen der lokalen Händler. „Der direkte Austausch mit den Menschen vor Ort ist für mich unerlässlich, um die Bedürfnisse und Probleme der Bürgerinnen und Bürger sowie der Händler zu verstehen und gezielt darauf eingehen zu können“, resümierte Benz am Ende seines Rundgangs.