Südhessische Unternehmen sehen kaum Aufschwung – Stimmung bleibt angespannt
Darmstadt. Trotz milliardenschwerer Förderprogramme der Bundesregierung bleibt der wirtschaftliche Aufschwung in Südhessen aus. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt Rhein Main Neckar, für die rund 900 Unternehmen befragt wurden. Viele Betriebe bewerten ihre Lage schlechter als im Frühsommer – und zeigen sich enttäuscht vom „Herbst der Reformen“.
Geschäftsklimaindex auf niedrigem Niveau
Der IHK-Geschäftsklimaindex liegt aktuell bei 88 Punkten – und damit auf dem Niveau zum Ende der vorherigen Bundesregierung. Nur 20 Prozent der befragten Unternehmen bewerten ihre Lage als gut, 30 Prozent als schlecht. Besonders betroffen sind Industrie und Einzelhandel, wo Aufträge und Umsätze rückläufig sind.
„Die Effekte des beschlossenen Sondervermögens sind in den Unternehmen noch nicht angekommen. Das weltwirtschaftliche Umfeld, etwa durch neue US-Zölle, verschärft die Lage zusätzlich“, erklärt Robert Lippmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Darmstadt. Auch die Zukunftserwartungen bleiben eingetrübt: Nur zwölf Prozent rechnen mit einer Besserung, während 27 Prozent eine weitere Verschlechterung befürchten.
Unternehmen halten sich bei Investitionen zurück
Viele Betriebe reagieren auf die unsichere Lage mit Zurückhaltung: Nur 26 Prozent planen höhere Investitionen, 37 Prozent wollen weniger ausgeben. Auch bei der Personalplanung überwiegt die Vorsicht. „Bei den einen fehlt die Zuversicht, bei den anderen das Geld“, sagt IHK-Konjunkturexperte Peter Kühnl.
Lippmann fordert „mehr Mut zu Reformen“
Als größte Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung nennen die südhessischen Unternehmen die schwache Inlandsnachfrage (67 Prozent), gefolgt von der Wirtschaftspolitik (65 Prozent) und den steigenden Arbeitskosten (57 Prozent). Besonders die geplanten Mindestlohnerhöhungen setzen viele Betriebe unter Druck.
„Vom wirtschaftspolitischen Neuanfang der Regierung haben die Unternehmen mehr erwartet“, so Lippmann. „Die Betriebe brauchen weniger Ankündigungen und mehr verlässliche, wachstumsorientierte Rahmenbedingungen – insbesondere beim Bürokratieabbau, der Fachkräftesicherung, der Energieversorgung und der Infrastruktur.“
„Mutlosigkeit kann sich der Standort nicht leisten“
Als Beispiel nennt Lippmann das Lieferkettengesetz, dessen Entschärfung er als richtigen Schritt bezeichnet. Nun müsse die Regierung bei weiteren Reformen nachlegen. „Mutlosigkeit kann sich unser Wirtschaftsstandort nicht länger leisten“, betont der IHK-Hauptgeschäftsführer.
Der vollständige Konjunkturbericht Herbst 2025 ist online abrufbar unter www.ihk.de/darmstadt (Suchnummer 13442) oder direkt unter ihk.de/darmstadt/produktmarken/standortpolitik/konjunktur/konjunkturbericht-2530242