Anbauversuch im Landkreis Darmstadt-Dieburg zeigt Potenzial für heimische Vermarktung
DARMSTADT-DIEBURG – Klein, eiweißreich und widerstandsfähig gegen Hitze und Trockenheit: Die Kichererbse gilt als Hülsenfrucht mit Zukunft. Der Klimawandel macht sie auch für Landwirte in Südhessen interessant. Ein aktueller Anbauversuch zeigt nun: Die Kichererbse gedeiht hier – mit erfreulichen Ergebnissen.
Projekt im zweiten Jahr
Unter dem Motto „Hier bin ich! Kann die Kichererbse in Südhessen heimisch werden?“ läuft das Projekt inzwischen im zweiten Jahr. Der erste von sechs beteiligten Landwirten konnte bereits ernten – mit einem Ergebnis, das überrascht: 4,5 Tonnen Kichererbsen. In den kommenden zwei Wochen sollen auch die übrigen Betriebe ihre Ernte einfahren.

Im Versuchsjahr 2024 waren die Ergebnisse deutlich verhaltener: Vier Höfe beteiligten sich, doch nur einer konnte genügend ernten, um in die Vermarktung zu gehen. Grund dafür waren fehlende Erfahrung und vor allem eine zu nasse Witterung. Die Kichererbse bevorzugt warme und trockene Bedingungen – ein Klima, das in Südhessen künftig häufiger zu erwarten ist.
Aufbau einer Vermarktungsstruktur
Da eine erfolgreiche Ernte zunächst nicht sicher war, suchten die Landwirte bislang keine Abnehmer für größere Mengen. Nun rückt der Aufbau einer Vermarktungsstruktur in den Fokus – unterstützt von der Ökomodell-Region Süd, die das Projekt betreut. Drei der sechs beteiligten Betriebe wirtschaften ökologisch, sodass künftig sowohl Bio-Kichererbsen als auch konventionelle Ware angeboten werden können.
Nachfrage bei Verbrauchern wächst
Mit ihrem hohen Eiweißgehalt und ihrer Vielseitigkeit eignet sich die Kichererbse besonders für Kantinen, Mensen und Großküchen – ob als Hummus, Falafel, glutenfreies Mehl oder als Zutat in Salaten, Bowls und Eintöpfen. Auch in Restaurants, Lebensmittelläden und Hofläden wächst das Interesse.
Verkostungsaktionen der Ökomodell-Region Süd zeigten bereits, dass die heimische Kichererbse gut ankommt: In der Kantine des Landkreises Darmstadt-Dieburg bildete sich bei einer Aktion eine lange Schlange, die geplante Portionszahl wurde deutlich übertroffen. Auch das Unternehmen Freudenberg in Weinheim testete die Hülsenfrucht 2024 erfolgreich und wird erneut einen Teil der Ernte abnehmen.
Beitrag zur Bodenfruchtbarkeit
Alle Projektbetriebe setzen aktuell auf die Sorte „Rondo“, die sich 2024 mit den besten Erträgen bewährte. Die Kichererbse verbessert zudem die Bodenfruchtbarkeit: Ihre Wurzeln gehen eine Symbiose mit Bakterien ein, die Stickstoff im Boden binden – das spart Dünger. Auch wenn 2024 und 2025 nicht die idealen Kichererbsen-Jahre waren, gilt: Der nächste heiße und trockene Sommer kommt bestimmt.
Hintergrund
Das Projekt „Hier bin ich! Kann die Kichererbse in Südhessen heimisch werden?“ der Ökomodell-Region Süd vermittelt Wissen zum Kichererbsenanbau und entwickelt Strukturen für Aufbereitung, Verarbeitung und Vermarktung. Es wird 2024 und 2025 vom Land Hessen im Rahmen des Ökoaktionsplans 2020–2025 gefördert.
(GROSS-GERAU – PSGG)