Das Zusammenspiel aus Gelenken und Muskeln ein Leben lang fördern
Bewegungspotential ausschöpfen
Die gute Nachricht ist: Trotz kontraproduktiver zivilisatorischer Einflüsse hat es jeder selbst in der Hand – und das gilt für jede Lebensphase – das Potential seines Körpers durch regelmäßige Bewegung zu fördern. Ansonsten besteht das Risko, dass im Laufe der Zeit der Bewegungsapparat kontinuierlich abbaut und durch Verschleiß Schaden nimmt. Die Gesundheit hängt also – nach dem Motto ‚wer rastet, der rostet‘ – unmittelbar von der eigenen Mobilität ab. Zum Leistungssportler muss man deshalb aber nicht werden. Moderates Training reicht meist aus, um auch im Alter noch fit zu sein. Es gilt dabei die Devise:
Je stärker ein Organ beziehungsweise der Bewegungsapparat gefordert wird, desto höher ist die Leistungsfähigkeit. Zwanzig Jahre lang ‚40‘ bleiben, das biologische Alter durch mäßige, aber regelmäßige Bewegung niedrig halten – das sollte das gesundheitsfördernde Fitness-Ziel sein.
Wer seinen Körper kennt, tut ihm Gutes ….

Zu einer effektiven Hege und Pflege des Mobilitäts-Apparats aus Knochen, Gelenken, Muskeln, Bändern, Knorpeln und Sehnen können zusätzlich auch fundierte Anatomiekenntnisse beitragen. Denn, wer sich den vielteiligen Aufbau der menschlichen Körperarchitektur, die uns gleichermaßen stabilisiert und mobilisiert, bewusst macht, kann besser nachvollziehen, dass erst durch aktives Zutun im richtigen Maß, das eigene fein austarierte biomechanische Konstrukt auf lange Sicht gesund und widerstandsfähig bleiben kann. Eine gute Kondition ergibt sich nämlich letztendlich aus dem störungsfreien und reibungslosen Zusammenspiel aller beteiligten Gewebetypen. Und das sind eine ganze Menge: So besteht unsere komplexe Bewegungsmaschinerie aus über 200 Knochen, 600 Muskeln und etwa 140 Gelenken. Zählt man die Verbindungen an den knöchernen Scharnieren dazu, die durch Sehnen und Bänder flexible Mobilität erst möglich machen, erhöht sich die Anzahl sogar auf 360.
Schwerwiegende Muskel-Power
Einer der „Big-Player“ ist dabei die Muskulatur. Sie macht beim Menschen durchschnittlich vierzig Prozent seines Gewichtes aus, wobei Männer deutlich mehr davon besitzen als Frauen. Homogen ist die Muskelmasse aber nicht. Sie besteht aus feinen Muskelfasern, die in Muskelfaserbündeln sortiert sind. Die Beweglichkeit wird dabei durch Eiweißmoleküle garantiert, die sich durch ihre biochemischen Eigenschaften ineinanderschieben können. Dann spannt sich ein Muskel an, wird kürzer und bei Entspannung wieder länger
Knochen und Gelenke

Diese flexiblen physikalischen Kräfte entfalten sich schließlich in funktioneller Einheit mit Knochen und Gelenken – setzen uns in Gang… lassen uns laufen, springen, schwimmen, greifen oder heben. Dabei sitzen die mobilisierenden Muskeln am Skelett vor allem an den beweglichen Scharnieren. Hier verbinden robuste Bindegewebsstränge – die Sehnen – die beiden Gewebetype miteinander, so dass sowohl Zugdynamik als auch Entspannung der muskulären Fasern zu einer optimal gesteuerten Bewegung führt. Dass Gelenke so ein Leben lang extrem gefordert sind und selten Ruhephasen haben, liegt auf der Hand. Doch die Biologie hat auch hier vorgesorgt: Denn wo zwei Knochen, die in Form und Position exakt ineinanderpassen, ständig aneinanderreiben, ist die Abnutzungsgefahr groß. So sind neben einer schützenden äußeren Gelenkkapsel die jeweiligen Berührungszonen am Gelenkkopf und der Gelenkpfanne mit einer feinen Schicht biegestabilem Knorpel überzogen, der hier durch sein dichtes Netzwerk an Kollagenfasern die Funktion eines Stoßdämpfers übernimmt. Hinzu kommt, dass an dieser Stelle durch die ‚richtige‘ Dosis Gelenkschmiere die Reibung minimiert wird und die Knorpelsubstanz- – die keine Gefäße hat – mit wichtigen Nährstoffen wie zum Beispiel Mineralstoffen und Aminosäuren versorgt wird.
Geschmeidig bleiben…
Dieser biochemische Mechanismus funktioniert aber nur bei körperlicher Aktivität. Denn erst durch die Bewegung wird Sauerstoff und nährstoffreiche Gelenkflüssigkeit in den Gelenkspalt hineingeschwemmt – ein Vorgang, der mit einer Pumpe vergleichbar ist. Wird diese jedoch nicht angetrieben, ‚verhungert‘ der Knorpel und es kann früher oder später zu degenerierenden, schmerzhaften Schäden am Gelenk kommen. Damit wiederum könnte bei Betroffenen ein Teufelskreis der Schmerz-und Bewegungsvermeidung beginnen, der dann langfristig auch die Muskelkontraktionen ausbremsen würde. Alle Funktionen und Abläufe unserer mobilen Bewegungsarchitektur sind also voneinander abhängig, greifen ineinander: Knochen und Muskeln als verlässliche Partner, die nur gemeinsam stark sind! Der eigentliche Motor für einen gesunden Bewegungsapparat bleibt aber die Muskulatur. Sie ist der stabilisierende Faktor, der unser Skelettgerüst mit den Gelenken nicht nur steuert und gegen Erschütterungen abfedert, sondern auch durch kontinuierliche Aktivität fit hält. Wer sich das immer wieder klar macht und Mobilität als unverzichtbaren Faktor fest in sein Leben integriert, wird sich auch im Alter auf seine, dann gar nicht so alten Knochen verlassen können.