Messungen zeigen hohe Belastungen im Kreis Groß-Gerau – neue Konzepte für nachhaltige Landwirtschaft gefordert
Kreis Groß-Gerau. Der VSR-Gewässerschutz e.V. hat in 188 Brunnenwasserproben aus dem Kreis Groß-Gerau eine deutlich erhöhte Nitratbelastung festgestellt. Die Messungen erfolgten Anfang August in Groß-Gerau und Ende September in Riedstadt. In jeder sechsten Probe wurde der Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter Nitrat überschritten – ein Befund, der nach Ansicht der Organisation dringendes Handeln erfordert.
„Trotz zahlreicher Auflagen zur Düngemenge und zum Düngezeitpunkt sinkt die Nitratbelastung im Grundwasser nicht so wie gehofft“, erklärt Harald Gülzow vom VSR-Gewässerschutz. Besonders alarmierend seien Werte in mehreren Gemeinden des Kreises: In Mörfelden wurden 126 mg/l gemessen, in Geinsheim 94 mg/l, in Weiterstadt 91 mg/l und in Worfelden 90 mg/l. Auch in Leeheim (89 mg/l), Trebur (74 mg/l), Büttelborn und Erfelden (73 mg/l) sowie Groß-Gerau (70 mg/l) überschreiten die Werte den Grenzwert teils erheblich.
Eine interaktive Karte mit den vollständigen Ergebnissen ist auf der Website des VSR-Gewässerschutzes unter vsr-gewaesserschutz.de/regionales/hessen
Agroforst als Lösung gegen Nitratbelastung
Der Verein fordert, Agroforstsysteme als wichtigen Bestandteil nachhaltiger Landwirtschaft in Deutschland stärker zu fördern. Diese Kombination aus Ackerbau und Gehölzbewirtschaftung könne laut Gülzow die Nitratbelastung deutlich senken – ohne die Erträge zu verringern.
Im Kreis Groß-Gerau bestehen 84 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen aus Ackerland, meist ohne Bäume. Durch Regen wird das leicht lösliche Nitrat aus Düngemitteln in tiefere Bodenschichten gespült, wo es von den Pflanzen nicht mehr aufgenommen werden kann. „Bäume mit ihren tiefen Wurzeln holen das Nitrat wieder an die Oberfläche und verringern so die Belastung des Grundwassers“, erklärt Gülzow.
Neben dem Gewässerschutz leisten Agroforstsysteme laut Experten auch Beiträge zum Klima- und Artenschutz. Sie schützen vor Bodenerosion, fördern die Taubildung und können die Ertragsstabilität bei Extremwetter verbessern. Der VSR-Gewässerschutz unterstützt daher die Initiative „Agroforst Jetzt“, die klare politische Rahmenbedingungen für die Agroforstwirtschaft fordert. Mehr Informationen dazu unter agroforst.jetzt
Hintergrund
Der VSR-Gewässerschutz wurde 1980 als Zusammenschluss verschiedener Bürgerinitiativen gegründet. Von April bis September ist das gelbe Labormobil unterwegs, um Brunnenwasserproben zu analysieren. Im Winter untersucht der Verein Flüsse und Bäche, um zu ermitteln, wie stark das belastete Grundwasser zur Nitratbelastung der Oberflächengewässer beiträgt.
(RIEDSTADT – RED/VSR)