Studie unter Leitung der TU Darmstadt zeigt: Onboarding-Feature wirkt als Netzwerk-Booster
Eine neue internationale Studie unter Federführung der Technischen Universität Darmstadt zeigt, wie ein unscheinbares Feature der Social-Media-Plattform Bluesky das Wachstum auf über 30 Millionen Mitglieder beschleunigt hat. Die sogenannten „Starter Packs“ – von Nutzenden erstellte Empfehlungslisten, denen neue Mitglieder mit einem Klick folgen können – erleichtern den Einstieg und stärken die Vernetzung. Die Ergebnisse wurden auf der renommierten ICWSM-Konferenz 2025 in Kopenhagen vorgestellt.
„Starter Packs“ trugen über einen Zeitraum von acht Monaten zu rund 20 Prozent aller Folgeaktionen auf der Plattform bei, zeitweise waren es sogar bis zu 43 Prozent. Nutzerinnen und Nutzer, die in diesen Packs enthalten waren, gewannen im Durchschnitt 85 Prozent mehr Follower und zeigten 60 Prozent mehr Aktivität.
Lösung für das „Cold Start“-Problem
Bluesky gelang es damit, ein zentrales Hindernis neuer sozialer Plattformen zu überwinden: das sogenannte „Cold Start“-Problem, bei dem neue Mitglieder zunächst keine Inhalte oder sozialen Verbindungen haben. Die Studie, an der neben der TU Darmstadt auch Forschende der Lancaster University, der City St George’s, University of London und weiterer britischer Universitäten beteiligt waren, sieht in „Starter Packs“ ein zukunftsweisendes Konzept für die Gestaltung neuer digitaler Räume.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass gezieltes Empfehlungsdesign entscheidend für das Wachstum und die Qualität von Netzwerken sein kann“, erklärt Dr. Onur Ascigil, Principal Investigator der Studie. Auch Leonhard Balduf, Erstautor und Forscher an der TU Darmstadt, betont: „Wir konnten den Einfluss von Starter Packs auf die Netzwerkbildung erstmals umfassend analysieren.“
Potenziale und Risiken
Die Studie zeigt jedoch auch Risiken auf. Die Listen begünstigten vor allem bereits populäre Nutzerinnen und Nutzer – was bestehende Ungleichheiten weiter verstärken kann. Zudem fanden die Forschenden Hinweise auf potenziellen Missbrauch, etwa durch bezahlte Platzierungen oder Spam.
Die beliebtesten „Starter Packs“ bildeten thematische Communities, u. a. zu Kunst, Politik, Gaming, Sport und Aktivismus – mit prominenten Persönlichkeiten aus Medien und Zivilgesellschaft als häufig vertretene Profile.
Die vollständige Studie mit dem Titel „Bootstrapping Social Networks: Lessons from Bluesky Starter Packs“ ist unter https://doi.org/10.1609/icwsm.v19i1.35810 abrufbar.
(DARMSTADT – RED/TUD)