Leichte Erholung durch feuchte Witterung – Hohe Mortalitätsrate im Westwald
Wie die Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt in einer Meldung mitteilt, wurde der Waldzustandsbericht 2024 veröffentlicht. Zum fünften Mal in Folge dokumentiert die Stadt systematisch den Zustand des Darmstädter Stadtwaldes. Die Ergebnisse dienen als wichtige Grundlage für den nachhaltigen Schutz und die Anpassung des Waldes an die Folgen des Klimawandels.
Ergebnisse der Untersuchung: Kaum Entwarnung trotz feuchtem Jahr
Im Mittelpunkt der Waldzustandserhebung steht die Vitalität der Bäume, gemessen am Belaubungsgrad der Kronen. Wie Grünflächendezernent Michael Kolmer betont, ist das kontinuierliche Monitoring entscheidend, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen und fundierte Maßnahmen abzuleiten:
„Neben unserem Handeln beeinflusst vor allem der Klimawandel die Zukunft des Waldes. Die Ergebnisse für den West- und Ostwald helfen uns, die langfristige Entwicklung zu dokumentieren und rechtzeitig gegenzusteuern.“
Die Erhebung wurde zwischen Mitte Juli und Mitte August 2024 durchgeführt und zeigt, dass der Stadtwald nach wie vor stark unter den Folgen des Klimawandels leidet. Von den 2.368 untersuchten Bäumen sind weiterhin viele geschädigt oder abgestorben.
Allerdings gibt es eine leichte positive Entwicklung: Die feuchte Witterung des Jahres 2024 hat zu einer geringfügigen Verbesserung der Kronenzustände geführt. Der Anteil gesunder und nur leicht geschädigter Bäume ist gestiegen, während der Anteil stark geschädigter Bäume leicht zurückging.
Westwald besonders betroffen – hohe Mortalitätsrate bleibt
Besonders gravierend ist die Situation im Westwald, wo der trockene, sandige Boden die Bäume bereits seit Jahren unter Stress setzt. Die Mortalitätsrate beträgt hier weiterhin 3,4 Prozent, was das fortschreitende Absterben vieler Altbäume belegt.
Im Gegensatz dazu zeigt sich der Ostwald in etwas besserem Zustand. Durch eine günstigere Wasserversorgung konnte hier eine leichte Verbesserung des Blattwerks und der Kronenzustände festgestellt werden. Die insgesamt feuchten Wetterbedingungen im Jahr 2024 – darunter ein regenreicher Mai und überdurchschnittliche Niederschläge im Sommer – haben dem Wald vorübergehend eine gewisse Entlastung verschafft.
Kolmer warnt jedoch davor, dies als langfristige Erholung zu deuten:
„Ein feuchtes Jahr allein ist kein Grund zur Entwarnung. Der Klimawandel bleibt eine immense Herausforderung für den Darmstädter Stadtwald.“
Maßnahmen: Mehr Widerstandskraft durch natürliche Erneuerung
Die Stadt setzt weiter auf ein stabileres Innenklima als Schlüsselstrategie für den Walderhalt. Ein dichter Kronenschluss und natürliche Waldsäume sind entscheidend für den Wasserhaushalt und die Widerstandsfähigkeit der Bäume.
Deshalb verfolgt das Grünflächenamt einen ökologischen Ansatz mit gezielten Maßnahmen:
- Belassen von geschädigten Bäumen und stehendem Totholz zur Förderung der Artenvielfalt
- Verzicht auf Holzernte, um das Mikroklima zu stabilisieren und den Wasserhaushalt zu schützen
- Förderung der natürlichen Waldverjüngung, um den Bestand langfristig zu sichern
Laut Kolmer zeigen diese Maßnahmen bereits positive Effekte:
„Neben der Kühlwirkung durch Schattenwurf dient die verbleibende Biomasse als Lebensraum für Insekten und als Wasserspeicher. Das stärkt die Biodiversität und macht den Wald widerstandsfähiger.“
Der vollständige Waldzustandsbericht 2024 wird nun den parlamentarischen Gremien vorgelegt und anschließend auf der Homepage der Stadt Darmstadt veröffentlicht.
„Unsere Arbeit am Leitbild Wald, die 2023 mit der NABU-Waldmedaille gewürdigt wurde, setzen wir konsequent fort. Es geht darum, den Stadtwald so zu unterstützen, dass er sich natürlich verjüngen kann – für kommende Generationen“, betont Kolmer abschließend.
(DARMSTADT – RED/PSD/stip)