Unterstützung in Extremsituationen: Psychologin begleitet Pflegekräfte und Familien in schweren Momenten
Darmstadt – Ein Unfall, eine Komplikation bei einer Operation oder eine plötzlich lebensbedrohliche Diagnose: Situationen wie diese führen Patientinnen und Patienten auf die Intensivstation – und oft auch ihre Angehörigen an die Grenzen des Belastbaren. Im Klinikum Darmstadt bietet ein psychologischer Dienst gezielte Unterstützung für Patientinnen, Angehörige und das medizinische Personal in besonders herausfordernden Momenten.
Psychologische Begleitung entlastet Angehörige und Personal
„In diesen Momenten bin ich da und begleite“, sagt Laura Quattek, Psychologin auf der Intensivstation des Klinikums Darmstadt. Seit einem Jahr unterstützt sie Menschen in Ausnahmesituationen – sei es bei der Verarbeitung schlechter Prognosen oder im Umgang mit dem plötzlichen Verlust eines geliebten Menschen. Oft sind es die Angehörigen, die Quattek in Gesprächen begleitet. „Für die Patientinnen und Patienten wird medizinisch alles getan – doch die Familien bleiben oft mit ihren Ängsten allein“, so die Psychologin.
Ihre Arbeit hat dabei nicht nur eine stützende Funktion für die Angehörigen, sondern auch eine entlastende Wirkung auf das Pflegeteam und die Ärztinnen und Ärzte. Emotionale Reaktionen auf Station – etwa Tränen vor Angehörigen – werfen bei den Mitarbeitenden immer wieder Fragen auf: „Wir sprechen offen über diese Situationen. Viele überlegen, ob Weinen unprofessionell wirkt – doch gerade in der Menschlichkeit liegt oft auch die Stärke“, erklärt Quattek.
Intensivtagebuch hilft beim Verarbeiten
Ein zentrales Instrument ihrer Arbeit ist das Intensiv-Tagebuch. Es wird gemeinsam mit dem medizinischen Team und den Angehörigen geführt. Ziel ist es, Patientinnen und Patienten nach dem Aufwachen zu helfen, die Zeit der Bewusstlosigkeit zu rekonstruieren. „Oft fehlen Erinnerungen an Tage oder sogar Wochen. Das Tagebuch unterstützt dabei, Erlebtes einzuordnen und psychisch zu verarbeiten“, erläutert Quattek.
Klinikum Darmstadt setzt auf systemische Unterstützung
Als Haus der Maximalversorgung mit Traumazentrum und onkologischem Schwerpunkt ist das Klinikum Darmstadt täglich mit Schicksalen konfrontiert, die tief unter die Haut gehen. Deshalb hat die psychosoziale Unterstützung nicht nur auf der Intensivstation einen hohen Stellenwert.
Bereits in mehreren Bereichen wurden sogenannte Kollegiale Krisenbegleiterinnen und -begleiter ausgebildet. Sie stehen niedrigschwellig als Vertrauenspersonen zur Verfügung, erkennen Belastungssituationen frühzeitig und bieten Kolleginnen und Kollegen ein offenes Ohr. Bei Bedarf übernehmen Psychologinnen wie Laura Quattek die langfristige Betreuung – auch über die Station hinaus.
Ausbau auf weitere Stationen geplant
Die Leitung des psychologischen Dienstes liegt bei Lotte Schwärzel, Verantwortliche für Organisations- und Führungskräfteentwicklung im Klinikum. Sie kündigt an: „Im Herbst erweitern wir den psychologischen Dienst auf die internistische und die neurologische Intensivstation. Auch die Notaufnahme wird bei Bedarf durch unser Team unterstützt.“
Die Etablierung dieser Angebote versteht das Klinikum Darmstadt als wichtigen Teil einer modernen Notfall- und Akutmedizin – menschlich, vorausschauend und ganzheitlich.
(Darmstadt – RED/Klinikum/ane)
Beitragsbild: Psychologin Laura Quattek im Gespräch mit Dr. Ulrike Wiedekind, Leitende Oberärztin auf der Intensivstation. Foto: Klinikum Darmstadt